C. Pham Zhang: Wie viel von diesen Hügeln ist Gold

Liebe Petra, 

ich finde es klasse, dass wir beide oft so unterschiedliche Interessen haben. Tierbücher sind nämlich nicht das erste, nach dem ich im Buchladen greife. Und das liegt ganz und gar nicht daran, dass ich keine Tiere mag.  Besonders unsere schwarze Katze Peppina liebe ich über alles.

Höchste Zeit, dass Peppina die ihr gebührende Rolle in unserem Blog bekommt!

Aber Schnecken, Petra! Da graust es mich schon ein bisschen davor. Umso interessanter fand ich das Buch und auch das Seminar, von dem du mir erzählt hast. Ich denke, ich werde immer noch keine Schnecke anfassen, aber eine Geschichte über die „schleimigen Kriecher“, die du dir neuerdings als Haustier vorstellen kannst, klingt ja doch recht verlockend. 

Um Tierwohl geht es in dem Roman, von dem ich dir heute erzählen möchte, eher weniger. Bei dieser Geschichte braucht der zartbesaitete Leser bisweilen eher gute Nerven. 

Dennoch solltest du dir dieses Buch keinesfalls entgehen lassen. Es ist wohl eine der außergewöhnlichsten Geschichten, die ich seit Langem gelesen habe. In “Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ lässt uns C. Pham Zhang einen eher ungewöhnlichen Blick auf die Zeit des Goldrausches im amerikanischen Westen werfen. Wenn ich an diesen Teil der amerikanischen Geschichte denke, habe ich immer Bilder von weißen Männern auf der Suche nach ihrem Glück vor Augen und auch wie „Laura Ingalls“ mit ihren Geschwistern auf den grasigen Hügeln von „Unsere kleine Farm“ herumhüpft.  Also hauptsächlich „weiße“ Geschichten, in denen ab und an ein Schwarzer oder ein „Native American“ eine kleine, meist recht unbedeutende Gastrolle spielen darf. Chinesen treten dort nicht einmal als Statisten auf. Mit ihrem Debütroman erzählt uns die Autorin C. Pham Zhang sprachgewaltig eine bisher kaum erwähnte Geschichte, die wir zu unseren doch recht stereotypen, von Karl May geprägten Geschichten vom „Wilden Westen“ hinzufügen können. Ein Gegenentwurf zum bisher vornehmlich weißen männlichen Narrativ der Erschließung des „Amerikanischen Westen“ ist wahrlich überfällig, denn gerade an der viel gepriesenen Eisenbahnstrecke Richtung Westen waren vor allem chinesische Arbeiter beteiligt. 

Nun aber zum Roman. Protagonisten sind Sam und Lucy, zwei chinesische Kinder, deren Vater den Traum hatte, als Goldgräber reich zu werden, der seine Familie aber letztendlich unter miserabelsten Verhältnissen als Bergbauarbeiter gerade Mal so über Wasser hält. Das Leben in dieser Zeit war bestimmt nicht leicht. Anders auszusehen als der Rest machte es aber definitiv noch schwerer.

Und das ist einer der Punkte, die an dem Roman besonders faszinieren. Es werden Themen wie Rassismus, aber auch Gender, Identität und Umwelt angesprochen. Themen, die gerade zum Glück sehr im Focus stehen, in der damaligen Zeit aber nicht thematisiert wurden. Eine clevere Idee der Autorin, wie ich finde, weil man diese Themen als Leser dennoch aus unserer jetzigen Erfahrung heraus interpretiert, auch wenn man sich im Klaren ist, dass wir von anderen Zeiten sprechen. 

Von Zeiten, in denen es möglich war, dass zwei verwaiste Kinder allein mit ihrem Pferd in der Wüste unterwegs sind. Mit im Gepäck (im wahrsten Sinne des Wortes) ihr verstorbener Vater, den sie nach chinesischem Brauch mit zwei Silberdollar auf den Augen begraben möchten. Hier denke ich, hat die Autorin sich einfach die dichterische Freiheit genommen, ein passendes Ritual für die Geschichte zu erfinden, da es in China ja eher üblich ist, bei Beerdigungen Papiergeld etc. zu verbrennen, auf dass dieses den Toten im Jenseits zur Verfügung steht. 

Im ersten Teil des Buches begleiten wir also die beiden Kinder auf ihrem täglichen Kampf ums Überleben in einer unwirtlichen Welt.  

In den folgenden drei Teilen erfahren wir dann mehr zum Hintergrund der Geschichte. Was hat die Eltern in diese Gegend verschlagen? Wie haben sie sich kennengelernt? Warum verschwindet die Mutter? Wir erfahren aber auch, wie die Geschichte um Lucy und Sam weitergeht, die sich kurzweilig aus den Augen verlieren und dann doch wieder zueinanderfinden. 

Für mich ist „Wie viel von diesen Hügeln“ ein unglaublich kluges Buch, obwohl es mich normalerweise etwas befremdet, wenn Bücher als klug bezeichnet werden. Hier finde ich es aber sehr treffend. Allein die Komposition des Buches ist bemerkenswert: Vier voneinander unabhängige Teile in nicht chronologischer Folge, die trotz großer „unerzählter“ Passagen ein Ganzes ergeben und sich gegenseitig erklären. Immer wiederkehrende Themen wie Blut, Gold und Salz halten den Roman zusammen. Neben der Form hat mich auch die Sprache unglaublich begeistert.

Inhaltlich möchte ich diesmal absichtlich sehr im Vagen bleibe, weil ich auf keinen Fall zu viel verraten will, da das Buch ganz besonders durch überraschende Wendungen beeindruckt.

Dir ist wahrscheinlich schon aufgefallen, dass der Roman genau der ist, den ich dir bei meinem letzten Besuch in Deutschland mitgebracht habe, weil ich finde, dass dies eine Geschichte ist, die jeder gelesen haben sollte. Noch dazu perfekt, um den regnerischen deutschen Sommer zu verbringen.  

Bis bald! Viele Grüße aus dem sonnigen Venetien!

Deine Uli

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Infos zum Buch 

Titel: Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
Autorin: C. Pam Zhang
Übersetzerin: Eva Regal

Verlag: S. Fischer

Erschienen:  20.07.2021  

ISBN: 978-3103973921

Umfang: 352 Seiten

Preis:22 Euro (Hardcover)  (Kindle 14,99 Euro)

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Dort findest du auch diese Rezension:

Spätestens seit Hillary Clinton und Michelle Obama wissen wir, dass die Frau an der Seite des Präsidenten mehr ist als nur hübsches Beiwerk bei Staatsempfängen…

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