Brief: Charlotte McConaghy: Wo die Wölfe sind

Liebe Uli,

dass jemand seine Bienenvölker an einen anderen Ort bringt, damit sie in Freiheit und ohne Kanonendonner Honig sammeln können, finde ich einen sehr schönen Gedanken. Deshalb steht deine Buchempfehlung „Graue Bienen“ von Andrej Kurkow nun ganz oben auf meiner Leseliste. Auch dass Tiere ein Rettungsanker in schlimmen Situationen sein können, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Umso erschütternder die aktuellen Szenen von ukrainischen Kriegsflüchtlingen, die ihre Tiere zurück lassen mussten…

Auch bei mir geht es heute mal wieder um unsere tierischen Mitgeschöpfe. In dem fast episch anmutenden Hörbuch „Wo die Wölfe sind“ von Charlotte McConaghy bin ich die letzten Tage tief eingetaucht in die faszinierende und wilde Natur der schottischen Highlands, wo die Biologin Inti Flynn ein Auswilderungsprojekt mehrerer Wolfsrudel leitet.  Und wie man sich vorstellen kann, wird die Ansiedlung von Wölfen von der einheimischen Bevölkerung nicht nur freudig begrüßt. Sie fürchten nicht nur um ihre Schafe, sondern auch um ihre Kinder. Als eines Nachts ein einheimischer Mann verschwindet, fällt der Verdacht sofort auf die Wölfe. Die Wolfsexpertin Inti, die nicht nur alles über Wölfe weiß, sondern auch ein sehr inniges Verständnis für die unterschiedlichen Wolfspersönlichkeiten besitzt, versucht alles, um das Verschwinden des Mannes zu klären und die Wölfe zu rehabilitieren. Wölfe und wilde Natur sind die Rahmenhandlung des Buches und unheimlich informativ und intensiv beschrieben. Die Autorin selbst hat irisch-schottische Wurzeln, ist Tochter eines Schaffarmers und hat sehr viel recherchiert. Diese Sachkenntnis wird auf jeder Seite deutlich, und das Thema wird in all seiner Komplexität dargestellt. Auch die unterschiedlichsten, sehr speziellen menschlichen Charaktere sind immer glaubwürdig. Und die Kriminalgeschichte liest sich sehr spannend. Warum also ist dieser Mann mitten in der Nacht verschwunden? Haben ihn wirklich die scheuen Wölfe geholt? Inti ist sich selbst nicht sicher. Doch als Lateinerin weißt du: Homo homini lupus. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Als ein Dorfbewohner Inti darauf anspricht, dass sie sich ja wohl gut mit Bestien auskenne, meint sie nur: „In der Wildnis bin ich noch keiner begegnet. Dort halten die sich nicht auf.“ Und sie hat Recht, der Roman beschreibt menschliche Abgründe, die einem beim Lesen teilweise zu viel werden können. Doch trotz der bisweilen verstörenden Grausamkeiten ist der Roman unglaublich poetisch und gerade wenn es um die Natur geht, sanft und fast meditativ.

Als ich das Hörbuch fertig gehört hatte, kam tatsächlich im Radio die Meldung, dass eine Wildkamera im Oberallgäu im Winter einen Wolf aufgenommen hat. Das Bild kann man im Internet sehen. Ich finde, Wölfe sind unglaublich schöne und anmutige Tiere. Und ich hoffe, dass der Wolfsexperte und Mitbegründer des Wolfforschungszentrums in Österreich, der Biologe Kurt Kotrschal, Recht behält, wenn er bei einem Vortrag sagt, man müsse sich da als Wanderer, auch mit Hund, gar keine Sorgen machen… Begegnen möchte ich dem Wolf in freier Wildbahn dann lieber doch nicht.

Ich sende dir Frühlingsgrüße aus dem rauhen Allgäu!

Petra

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INFOS ZUM HÖRBUCH:
TITEL: WO DIE WÖLFE SIND
AUTOR: CHARLOTTE MCCONAGHY
ÜBERSETZUNG: TANJA HANDELS
SPRECHERIN: EVA MECKBACH
VERLAG: ARGON

Erschienen: 30. März 2022

ASIN: B09VPTWLWX

ISBN: 978-3-7324-1965-4

Preis: 19,95 Euro (Streaming/ Download), 24,95 (MP3-CD)

Umfang: 11 Stunden 22 Minuten

Hinweis: „Wo die Wölfe sind“ wurde mir umsonst als Rezensionsexemplar vom Argon Verlag und netgalley.de zur Verfügung gestellt.

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