Können Flusskrebse singen? Nein. Der Titel des Romans „Der Gesang der Flusskrebse“ ergibt am Ende dennoch Sinn. Wenn die Mutter der Hauptfigur Kya (Catherine Clark), ihrer jüngsten Tochter, also den Rat gibt, sie solle dahin gehen, wo die Flusskrebse singen, möchte sie erreichen, dass das kleine Mädchen sich die Umwelt, in der sie aufwächst, nämlich die Sümpfe und Marshlands von North Carolina, zu eigen macht, diese erkundet und keinerlei Grenzen oder Scheu vor dieser Umwelt empfindet. Dies geschieht schließlich zwangsläufig, weil die Mutter eines Tages ihren Mann und ihre fünf Kinder in der ärmlichen Behausung im Marschland zurücklässt und nicht wiederkehrt. Als dann nach und nach noch die älteren Geschwister sich auf den Weg machen und der Vater, ein zur Gewalt neigender Alkoholiker, eines Tages nicht mehr nach Hause kommt, ist Kya im Alter von 10 Jahren ganz auf sich allein gestellt. Sie lernt, die Natur um sich herum zu nutzen, verkauft Austern, baut Getreide und Gemüse an, lernt kochen. Ganz auf sich allein gestellt und von den Leuten im nächstgelegenen Ort nur „Marschmädchen“ genannt, schafft sie es, mit und in der Natur zu überleben – eine starke Frauenfigur in der Tradition eines Robinson Crusoe.
Doch einen Menschen gibt es, der sie unterstützt und ihr Lesen und Schreiben beibringt: Tate, Sohn eines Krabbenfischers, mit dem sie die Liebe und Begeisterung für die Natur in den Sümpfen teilt. Und das ist das Schöne an dem Roman: Die Beschreibungen der Natur und der noch so kleinen und im Verborgenen lebenden Wesen, von deren Existenz die meisten Menschen gar nichts wissen (wollen). Diesen Muscheln, Insekten und Gräsern, aber auch dem Meer und den Gezeiten wird zumindest in diesem Roman dadurch Hochachtung gezollt, dass sie eine entscheidende Rolle spielen – auch in der Kriminalgeschichte, die sich nach und nach entwickelt. Denn die Geschichte von Kya und Tate wird in Rückblicken erzählt, ausgehend von einem Todesfall, der wahrscheinlich ein Mordfall ist. Zumindest denkt das die Gesellschaft des fiktiven Küstenstädtchens und auch eine Täterin ist schnell gefunden: Wer sollte es denn anderes gewesen sein als dieses Marschmädchen, das einsam in den Sümpfen lebt und um welches sich so schaurige Geschichten ranken? Schließlich wird Kya verhaftet und die darauffolgende Gerichtsverhandlung ist so spannend wie es nur wenige Kriminalgeschichten sind.
Die Zoologin Delia Owens hat einen fesselnden und gleichzeitig poetischen Roman geschrieben, die Sprecherin Luise Helm liest diesen so variantenreich, dass es von mir eine absolute Hörempfehlung gibt!

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INFOS ZUM HÖRBUCH:
TITEL: DER GESANG DER FLUSSKREBSE
AUTORIN: DELIA OWENS
ÜBERSETZUNG: ULRIKE WASEL, KLAUS TIMMERMANN
SPRECHERIN: LUISE HELM
VERLAG: HÖRBUCH HAMBURG
Erschienen: 22.07. 2019
ISBN: 978-3-8449-2156-4
Preis: 9,95
Umfang: 688 Minuten
Hinweis: „Der Gesang der Flusskrebse“ wurde mir umsonst als Rezensionsexemplar vom Verlag Hörbuch Hamburg zur Verfügung gestellt.
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