
Acht Jahre hat Anjte Rávik Strubel an ihrem Roman „Blaue Frau“ gearbeitet. Vielschichtigkeit, verschiedene sprachliche und erzählerische Ebenen sowie komplexe Themen sind das Resultat. Einfach zu lesen ist die Geschichte nicht: Es geht um eine junge Frau aus Tschechien, die nach Berlin aufbricht, um Deutsch zu lernen und dort zu studieren, während eines schlecht bezahlten Praktikums in der Uckermark von einem Deutschen Investor vergewaltigt wird und auf ihrer Flucht schließlich in Helsinki landet, der Stadt, die einem Abkommen zu Menschenrechten und Grundfreiheiten ihren Namen gab. Dort versucht die junge Frau, Adina, mit ihrem Trauma fertig zu werden und die Gerechtigkeit wiederherzustellen.
In die Erzählung von Adina mischen sich immer wieder sehr mystische und poetische Sequenzen über eine Figur, die blaue Frau, die sich einer Schriftstellerin zeigt und sich mit dieser unterhält, um dann wieder zu verschwinden. Dies ist zunächst verwirrend, weil hier im Grunde die Figur der Erzählerin mit der Protagonistin verschwimmt und so eine Art Zwischenebene über den Schreibprozess entsteht. Wenn man sich auf diesen komplexen Text einlassen kann, entfalten sich gerade durch das nicht lineare Erzählen, also die Rückblenden und Vorausdeutungen, ein ziemlicher Sog.
Das Buch kann man nicht nebenbei lesen, es erfordert vollste Konzentration. Das Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen wühlt auf, auch weil deutlich wird, wie häufig dies auch heute noch geschieht und wie selten die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Die politischen Themen, wie Konflikte zwischen ost- und westeuropäischen Ländern, überfrachten die Erzählung jedoch. Hier wäre eventuell weniger doch mehr gewesen.

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INFOS ZUM BUCH:
TITEL: Blaue Frau
AUTORIN: Antje Rávik Strubel
VERLAG: S. Fischer
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2021
Erschienen: 11. August 2021
ISBN-13: 978-3103971019
Preis: 24,00 Euro
Umfang: 432 Seiten
Hinweis: „Blaue Frau“ wurde mir umsonst als Rezensionsexemplar von netgalley.de und dem S. Fischer Verlag zur Verfügung gestellt.