
„Im Winter erwachst du in dieser Stadt, vornehmlich am Sonntag, beim Läuten unzähliger Glocken, als vibriere hinter den Vorhängen ein gigantisches Porzellanservice auf einem silbernen Tablett unter dem perlgrauen Himmel.“
Joseph Brodsky (russisch-amerikanische Dichter)

Nicht ganz so neblig wie erhofft, aber dennoch immer wieder wunderschön
Der perlgraue Nebel Venedigs im Winter, wie herrlich poetisch. Hier in Treviso hing der Nebel Ende Dezember 2021 mehr wie eine graue Suppe über der Stadt. Passte ja irgendwie zu der allgemeinen Stimmung angesichts der gerade Mal wieder in die Höhe schnellenden Corona-Fallzahlen.
Aber Nebel in Venedig ist ja was ganz anderes. Nebel in Venedig suppt nicht. Nebel in Venedig ist perlgrau, wabert mystisch durch die Gassen und schwebt magisch über dem Wasser. So hatte ich mir das zumindest vorgestellt. Dichter, poetisch schöner Nebel in den calli der Serenissima. Ich würde wunderbare Bilder machen und dabei trotz der schlechten Sichtverhältnisse nicht in einen der canali oder rii stürzen. Und überhaupt, die geheimnisvoll vernebelte Stadt würde ganz unsere sein. Denn ersten sind im Winter eh nicht so viele Touristen da und zweitens wegen des großen C schon gar nicht.
Nun gut, als wir ankamen, waren schon ein oder zwei weitere Besucher da. Nicht ganz so voll wie im August, aber doch etwas mehr Menschen als noch im April des gleichen Jahres. Hatten da wohl doch ein paar deutsche Touristen gehofft, dass wenigstens in Venedig der Sylvester-Himmel von Feuerwerk erleuchtet würde. Würde er zwar nicht, aber Venedig ist ja immer schön und eine Reise oder in unserem Fall, einen kleinen Ausflug wert. Und selbst im Sommer kann man im Übrigen den Touristenmassen entkommen, wenn man etwas abseits läuft und nicht geradewegs vom Bahnhof über die Rialtobrücke zum Marktplatz marschiert, sondern z.B. einen kleinen Abstecher über Canareggio macht, wo man auch herrliche Bars und Restaurants findet, in denen man die für Venedig so typischen Cicchetti, die venezianische Antwort auf Tapas, zum Prosecco genießen kann, die übrigens auch dann schmecken, wenn der Nebel nicht ganz so tief hängt, die Gassen nicht komplett vom Nebel umwogen sind.
Venedig im Winter also. Lohnt unbedingt, wie auch zu jeder anderen Jahreszeit!






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